Wie löst man eine Blockade im Sozialverhalten? “Beeile Dich!” – vom Stress mitzuhalten

Von Susanne F. (Juli 2017) 

Hallo Katharina,

mein Sohn Fynn hatte großen Stress, wenn er gehört hat, dass er sich beeilen soll. Dies war ein großes Problem im täglichen Leben, weil er praktisch immer zu spät gekommen ist.
Wenn es Zeit wurde zu gehen und ich zu Fynn sagte, er solle sich beeilen, schien ihn jegliche Kraft zu verlassen. Er wurde aggressiv, blökte dagegen: er würde sich doch beeilen, wurde aber in Wirklichkeit nur panisch und fahrig und damit noch langsamer.
Das führte dazu, dass ich das Wort “Beeilen” regelrecht vermieden habe. Ich habe immer wieder versucht ihm zu erklären, dass Beeilen nichts anderes heißt, als sein Ziel zu verfolgen und sich nicht ablenken zu lassen. Das alles hat ihn nur genervt und er wusste überhaupt nicht, was ich vom ihm will.

In der Schule (5. Klasse) hielt er mit dieser inneren Blockade jegliche Gruppendynamik auf. Regelmäßig war es so, dass, wenn die Klasse gemeinsam aufbrechen wollte, 30 paar Augen auf Fynn gerichtet waren, der es nicht geschafft hatte seine Schuhe anzuziehen.

Nach der Balance fiel als erstes auf, dass sich Fynn nicht mehr darüber aufregte, wenn jemand “Beeilung” sagte. Ich habe das ganz bewusst ausprobiert. Als zweites konnte er von heute auf morgen seine Zeit beim 800 m-Lauf um 50 % (!!!!!!!!) verbessern. Angefeuert zu werden war ihm immer ein Graus. Deshalb wollte er niemals an Wettläufen teilnehmen.
Fynn kann sich jetzt beeilen und vieles ist dadurch sehr viel einfacher geworden.

Dafür danke ich Dir ganz herzlich liebe Katharina!

Bis bald Susanne


Frage: Was habt Ihr denn bei der Balance gemacht?
Antwort: Katharina hat sich mit Fynn und mir unterhalten. Fynn hat sich gewünscht, besser mit solchen Situationen klar zu kommen. Er erwähnte ein Beispiel und wir konnten mitfühlen.
Katharina bat Fynn sich vorzustellen, wie jemand zu ihm sagt: “Beeile Dich!”. Prompt fühlte er sich schlecht und schwach, er hätte sich setzen mögen. Blass war er. Die Test-Muskeln gaben nach. Katharina testete Arme, Brust, Rücken und Beine – insgesamt 14 Muskel-Paare.

Im Gespräch konnte Fynn für sich herausarbeiten, was mit ihm los ist. Wenn sie nicht weiter wußten, fragten sie Fynns Körper. Er fand Worte und konnte seine inneren Abläufe beschreiben. Genau so, wie es für ihn passte. Mal redeten die zwei und mal schwiegen sie. Dann sollte Fynn sich Akupressurpunkte halten oder eine Körperübung machen. Fynn konnte jetzt auch mal den Blickwinkel ändern. Er fing z.B. an, so eine Situation aus der Sicht eines anderen lustig darzustellen. Als Ziel der Balance legten die zwei fest, dass am Ende der Sitzung Fynn ganz in seiner Kraft ist, wenn er sich vorstellt, den fraglichen Satz zu hören.

Dann sah ich zu meiner Erleichterung, wie Fynn wieder Farbe im Gesicht hatte und ganz ausgeglichen und stark da stand. Katharina  bat ihn, nochmal an das Kommando zu denken. Jetzt fühlte sich Fynn gut, wenn er daran dachte.
Katharina testete alle 14 Muskeln noch einmal durch. Sie hielten. Fynn war wieder in guter Stimmung und stark. Das Kommando löste keine Gefühle mehr in ihm aus. Auch keine Gedanken.
Er bekam die Hausaufgabe darauf zu achten, wie es ihm geht, wenn er zur Eile gemahnt wird und an seinem nächsten Termin davon zu erzählen.

Frage: Habt Ihr nicht auch mal geschaut, woher der Stress kam?
Antwort: Ach ja. Katharina hat Fynn gefragt, ob das toll wäre, das zu wissen? Auch wenn es ihm nicht bewußt ist, wird es ihm bekannt sein, erinnerte sie. Fynn wollte das ausgetestet haben. Wann hat jemand das erste mal Fynn aufgefordert, sich zu beeilen – und zwar so, dass er völlig durcheinander kam? Katharina hat das Alter der Ursache und die Situation getestet.
Ich erkannte und sprang vom Stuhl auf, denn auf einmal fiel mir alles ein. Ich erzählte ….

Frage: Und wie lange hat die Sitzung gedauert?
Antwort: Eine Stunde.

Im wöchentlichen Abstand bearbeiten wir solch ein Thema.
Die Erzieher und Lehrer geben gute Rückmeldungen über seine Entwicklung. Sie stehen voll hinter ihm.


Der Text ist urheberrechtlich geschützt.
 Susanne F., Juli 2017. Die Verfasserin ist der Heilpraxis für Psychotherapie bekannt.

Top